Spontanen Szenenapplaus erntete Anke Schmidt von BASF beim #prreportcamp in Berlin letzte Woche, als sie ganz deutlich machte: "Geld spielt natürlich eine Rolle bei der Wahl des Berufseinstiegs! Und Führungskräfte sollten selbstverständlich wissen, welche Einstiegsgehälter in ihrem Unternehmen gezahlt werden!" Es war erfrischend, eine so offene, fordernde Ansprache zu hören, nachdem es überwiegend darum ging, die Entscheidung für einen Einstieg in Agentur oder Unternehmen von der persönlichen "Leidenschaft für PR" abhängig zu machen.
Im ersten Podium boten die PR-Agenturen ein denkbar schlechtes Bild als attraktive Arbeitgeber für PR-Studierende. Dort drängte sich der Eindruck auf, dass für den Agentureinstieg eigentlich kein Studium nötig wäre. Abgesehen vom geringen Einstiegsgehalt würde der Berufsanfänger eh erstmal alles lernen müssen, was der Azubi ihm zu dem Zeitpunkt natürlich weit voraus hat. Es gelang den Podiumsteilnehmern nicht, überzeugend herauszustellen, welche Vorteile ein Studium für den Einstieg in das PR-Agenturleben hat. Die Unternehmensvertreter präsentierten sich im Anschluss. Sie stellten auch vor allem heraus, dass jeder seinem inneren Antrieb folgen sollte: "Wofür ihr brennt, dort solltet ihr den Einstieg suchen!" Natürlich ist Leidenschaft essentiell. Und sicherlich ist es ungeschickt, einen Berufseinstieg in einem Fachbereich zu wählen, der einen persönlich gar nicht interessiert. Aber letztlich wurde auf die Frage nach den Einstiegsgehältern so lange ausweichend geantwortet, bis Anke Schmidt beherzt das Mikro in die Hand nahm und Stellung bezog. Das Auditorium applaudierte begeistert. Und Anke Schmidt ging noch weiter: Zur Frage der Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance stellte sie erfrischend ehrlich klar, dass es eine Herausforderung ist, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen. Sie sei eine der seltenen Frauen, deren Mann mit ihr ins Ausland mitgekommen sei. Es ginge heutzutage zunehmend darum, als Unternehmen Doppelkarrieren zu pflegen für beide Partner - sofern beide das Recht auf Karriere in Anspruch nehmen wollen. Und nein, ihren eigenen Auslandseinsatz hätte sie sich nicht mit Kindern vorstellen können - zu viel Reisetätigkeit wäre da eine Belastung gewesen. Aber es müsse ja auch nicht jede Frau und jeder Mann Karriere machen - das stimmt und das ist ebenso erfrischend offen und direkt. Denn Work-Life Balance hat halt etwas mit Balance zu tun, und die wird am besten gehalten, wenn beide Pole im mittleren Bereich bleiben. Eine Option ist natürlich auch, erst Karriere zu machen und eine Familiengründung später anzuvisieren. Oder man verzichtet temporär auf Work/Karriere und startet erst mit Familie. Jeder muss seinen Weg finden. Zumindest ist es besser zu organisieren und zu "überleben", wenn man nicht versucht, alles gleichzeitig im vollen Speed und Power durchzuziehen. Und das meine ich als Frau, die durchgehend eine Agentur geführt hat während sie zwei Kinder großgezogen hat. Eine kleine Agentur, und ich habe mich aus vielen beruflichen Challenges ganz bewusst herausgehalten. Weil mir die Kinder wichtiger waren. Letztlich werden die so schnell groß, dass man aufpassen muss, die wichtigste Zeit nicht zu verpassen. Und jeder Mensch hat nur begrenzte Ressourcen - das merkt man meist aber erst ab Vierzig :-)
Ich bin froh darüber, meine Work-Life-Balance einigermaßen gehalten zu haben (Kommentare dazu unter Zwischendurch), und blicke sehr zuversichtlich auf die "zweite Hälfte" meiner Schaffenszeit - jetzt, wo die Kinder größer sind! Ich wünsche es den angehenden PRlern, dass sie ebenso achtsam mit ihren Ressourcen umgehen, klare Prioritäten setzen und diese auch umsetzen!
Es war eine tolle Veranstaltung im KOSMOS Berlin, durchgeführt vom Verlag Oberauer und dem PR-Report! Es hat großen Spaß gemacht, mit den Studierenden meines Hauptseminars und den Dieburger Onlinkommunikations-Studis im Bus zu reisen! Es war eine tolle Geste von Herrn Oberauer, uns die Busfahrt zu spendieren, ohne die bestimmt viele Studis nicht mitgekommen wären! Weiter so in der Nachwuchsförderung! Das bringt auch die DPRG wieder zum Vorschein und auf die Agenda! Und es steckt so viel Potenzial in den jungen Leuten, die morgen schon vorne bei der Preisverleihung auf dem Podium stehen werden! Ich freue mich, das miterleben zu können!